Stadtgedächtnis seit 1879

Freiheiten für die Nonnen des Steinenklosters
Im mittelalterlichen Basel lebten zahlreiche religiöse Frauen. Sie verteilten sich auf vier Klöster und über 20 Beginenhäuser. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1230 zurück, als Papst Gregor IX. das Kloster der Reuerinnen von St. Maria Magdalena in Basel (Steinenkloster) «vor der Statt Ringmuren» unter seinen apostolischen Schutz stellte und dessen Besitz bestätigte. Vor genau einem halben Jahrtausend, am 13. Februar 1525, gewährte der Grosse Rat den Nonnen gewisse Freiheiten: Den Konventschwestern ist inskünftig erlaubt, mit ihren Eltern und Geschwistern frei und ungehindert zu reden, das alte und das neue Testament zu lesen, sowie auch an Feiertagen Fleisch und Eier zu essen, weil das Verbot sich gegen die weibliche Natur richtet. Auch ist es den Nonnen unbenommen, das Kloster zu verlassen, falls sie sich zu ehrlichen Freunden begeben wollen.»
Die Reformation setzte dem blühenden Klosterleben auf den Steinen ein jähes Ende. Am 26. September 1525 verliessen ein Dutzend Nonnen das Kloster unter Mitnahme ihrer Habe. Als um 1555 die letzte Nonne des Steinenklosters starb, diente das Kloster nur noch weltlichen Zwecken. Die einst prachtvoll ausgestatteten Kirchenräume wurden als Weinkeller vermietet oder als Magazin und Lager für Messbuden genutzt. 1667 wurde für kurze Zeit ein Zucht- und Waisenhaus eingerichtet, später befanden sich hier bis 1856 die Schlafräume der Standestruppe. Während des Neubaus der Universität am Rheinsprung in den Jahren 1859/60 beherbergte das ehemalige Langhaus die Vorlesungssäle und das Pädagogium und schliesslich bis zum Abbruch 1869 eine Mädchenschule.
Im Bild: Kloster Maria Magdalena in der Steinen, vor 1921. Das Langhaus wurde später verschiedenen Nutzungen zugeführt. (Staatsarchiv Basel-Stadt, Foto: B. Wolf, NEG A 1175)
Wissenswertes über die religiöse Frauengemeinschaft der Beginen findet sich im Stadtbuch 1990.
Die Entwicklung des Klosters St. Maria Magdalena an der Steinen bis zum Steinenschulhaus zeichnet Hans Bühler im Stadtbuch 1971 nach.
Bildquelle: Staatsarchiv Basel-Stadt, Foto: B. Wolf, NEG A 1175