Stadtgedächtnis seit 1879

Das Wehrmannsdenkmal auf der Batterie
20‘000 Baslerinnen und Basler fanden sich vor genau 100 Jahren am 10. Mai 1925 zur Enthüllung des Wehrmannsdenkmals auf der Batterie ein: «In Anwesenheit einer grossen, nach Tausenden zählenden Menge von Zivil- und Militärpersonen wird das Wehrmanndenkmal auf der Batterie enthüllt. Dabei werden von Oberst K. Frey, Redaktor Dr. E. Strub und Regierungsrat Dr. R. Miescher Ansprachen gehalten. – Die Denkmalanlage, ein Werk von Bildhauer L. Weber und Ed. Preiswerk-Haller, war tags zuvor von roher Hand mit roter Farbe beschmiert worden» (Basler Chronik). Zur Einweihung am 10. Mai 1925 waren über 1000 Wehrmänner aufmarschiert, begleitet von den Basler Bataillonsfahnen. Eine für damalige Tage besondere Einlage waren die drei Flieger die bis zur Eröffnung der Zeremonie über dem versammelten Volk kreisten.
Aus einem Wettbewerb ging der Entwurf «Wächter» des Bildhauers Louis Weber (1891–1972) und des Landschaftsarchitekten Eduard Preiswerk-Haller (1867–1924) siegreich hervor. Sie gestalteten eine Reliefplatte mit dem Schriftzug «Unseren Wehrmännern zum Gedächnis der Grenzbesetzung MCMXIV – MCMXVIII» Die Reliefplatte zeigte drei überlebensgrosse und kräftige Männer in antik-spärlicher Bekleidung. Der Wächter in der Mitte gebot mit seiner erhobenen rechten Hand Halt dem Krieg der das Land bedrohte.
Das Baudepartement beantragte 1955 die Entfernung der drei Wächter zugunsten einer Bronzetafel mit der Inschrift «Zur Erinnerung an die während der Grenzbesetzung und im Aktivdienst verstorbenen Basler Wehrmänner – 1914–1918 / 1939–1945.»
Über den Farbanschlag in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai 1925 und die Täterschaft berichtete die TagesWoche ausführlich: «Der Farbanschlag war von einer kleinen Gruppe um den weit links stehenden Paul Thalmann ins Werk gesetzt worden. In seinem 1974 erschienenen Buch ‹Wo die Freiheit stirbt› hat Thalmann der Aktion ein kurzes Kapitel gewidmet. ‹Der Kauf der Farbe war ein delikates Problem, weil ja gerade an diesem Punkt sofort Nachforschungen einsetzen würden. Hier half ein arbeitsloser Jugendgenosse, Maler von Beruf, der eben von seinem Hausmeister den Auftrag erhalten hatte, den Gartenzaun anzustreichen. Er kaufte Mennige und begann einen Tag vor der Aktion seine Arbeit an dem Zaun.› Erschwert wurde der Farbanschlag durch den Umstand, dass das Denkmal in der Nacht eigentlich bewacht war. Daher wurde ein ‹Liebespärchen› vorausgeschickt. Dieses sollte auf der Batterie herumstreichen und Thalmann und einem weiteren Genossen den Standort der Wächter signalisieren. ‹Als unsere zwei Späher meldeten, die zwei Herren seien weit weg›, so Thalmann , ‹schlüpften wir unter die Fahne und begannen hastig unser Malerwerk. In wenigen Minuten war’s getan.› Wie erwartet fand die Polizei später den Käufer der Farbe, ohne ihm aber die Verbindung zum Farbanschlag nachweisen zu können.»
Im Bild: Flugpostkarte zur Einweihung des baselstädtischen Wehrmännerdenkmals am 10. Mai 1925. Graphische Anstalt W. Wassermann, Basel.
Rudolf Miescher, Gross-, Regierungs- und Nationalrat, berichtete im Jahrbuch 1944 über Basel in den Kriegszeiten 1914–18 und 1939–43.
Bildquelle: Basler Stadtbuch