Stadtgedächtnis seit 1879
Vom Lohnhof in den Waaghof
160 Jahre lang diente der Lohnhof als Untersuchungsgefängnis, bis im Jahr 1995 der Waaghof in Betrieb genommen wurde. Die Basler Chronik hält für den 5. November 1995 Folgendes fest: «Lohnhof–Waaghof: Am arbeitsfreien Sonntag disloziert das Lohnhofpersonal 77 Häftlinge in das neue Untersuchungsgefängnis an der Heuwaage.» Nachdem das neue Gefängnis etwas mehr als zwei Wochen in Betrieb war, vermeldete die Basler Chronik am 20. November 1995: «Das neue Untersuchungsgefängnis erlebt seinen ersten Ausbruch.»
Vor zwei Jahren kritisierte die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates (GPK) in ihrem Jahresbericht die Zustände im Waaghof. Die GPK monierte, dass die Haftbedingungen nicht dem Standard eines Untersuchungsgefängnisses entsprechen, beispielsweise aufgrund einer schlechten Klimatisierung und fehlender Privatsphäre. Teilweise müssten sich drei Häftlinge eine Zelle mit offener Toilette teilen.
Der Lohnhof, der auf dem Foto hoch über den Gebäuden am Barfüsserplatz zu sehen ist, wurde im Jahr 1206 als Chorherrenstift des Augustinerordens errichtet und später umgenutzt. Der Vorsteher des städtischen Bauwesens zahlte die Löhne an die Handwerker, daher der Name. Im Jahr 1821 zog die Kantonspolizei im Lohnhof ein. Da viele Gefängnisse in den Türmen der Stadtmauer aufgegeben wurden, musste eine neue Lösung gefunden werden. Amadeus Merian entwarf im Lohnhof ein Gefängnis, das 1835 seiner Bestimmung übergeben wurde. Heute befinden sich im Lohnhof das Hotel Brasserie ‹Au Violon› Basel – der Name ist eine Anspielung auf das ehemalige Gefängnis («aller au violon» / «in den Knast gehen») –, die Baseldytschi Bihni, der the birds eye jazz club, das Musikinstrumentenmuseum sowie einige Wohnungen.
Das baselstädtische Untersuchungsgefängnis Waaghof war Thema im Stadtbuch von 1995.
Im Bild: Barfüsserplatz Richtung Lohnhof, um 1870
Bildquelle: Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 2-88-2