Stadtgedächtnis seit 1879
Basel im Ausnahmezustand
Am 31. Juli 1919 begann ein Streik der Arbeiterschaft aus der chemischen und der Seidenbandindustrie, der die Stadt bis zum 9. August in Atem halten und sich sogar bis Zürich und Schaffhausen ausweiten sollte. Die Basler Chronik berichtete: «Den äussern Anstoss dazu bot eine Arbeitseinstellung in den Fabriken der Färbereifirma Clavel & Lindenmeyer. Hier hatte die Arbeiterschaft die Entlassung eines ihr nicht genehmen Meisters gefordert. Darauf wollte die Leitung nicht eintreten, und es entwickelte sich ein Konflikt. Interventionen und Einigungsversuche des Einigungsamtes und der Regierung scheiterten an der Hartnäckigkeit der Arbeiter. Es kam zum Streik. Die Arbeiterschaft der chemischen Industrie und der Seidenbranche erklärte sich mit der genannten Firma solidarisch. Der Streik griff nach Zürich über und erfasste dort wie hier in Basel die gesamte organisierte Arbeiterschaft mit Einschluss der Arbeiter der staatlichen Betriebe und sogar der Staatsbeamten ...»
Das Foto zeigt einen Tramwagen der Linie 6 in der Clarastrasse / Ecke Hammerstrasse auf dem Weg vom Badischen Bahnhof Richtung Messeplatz. Im Inneren des Trams begleiten zwei bewaffnete Soldaten die Fahrt. Links im Bild ist ein Mannschaftswagen des Militärs zu sehen, der mit weiteren bewaffneten Soldaten besetzt ist. Diese unterstützten die Polizei – wie bereits ein Jahr zuvor beim Landestreik von 1918 – vor Ort. In den folgenden Tagen kam es zu teils blutigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Militär auf der einen und den Streikenden auf der anderen Seite; es fielen Schüsse und zahlreiche Menschen wurden verhaftet.
Im Basler Stadtbuch 1969 publizierte Nationalrat Hermann Leuenberger Erinnerungen zum Generalstreik/Färberstreik im «heissen Basler Sommer».
Bildquelle: Staatsarchiv Basel-Stadt, Foto Hoffmann, BSL 1045c 3-36-57